200 · BRUCKNER I

 

Träume

Den 200. Geburtstag Anton Bruckners nimmt die norddeutsche sinfonietta zum Anlass, in diesem Jahr gleich zwei große sinfonische Projekte zu gestalten. Im ersten erklingen Orchesterwerke von zweien der bedeutendsten Zeitgenossen Bruckners und ein beachtliches Frühwerk aus seiner eigenen Werkstatt – insgesamt rund 30 Jahren Musikgeschichte kompakt.

 

Anton Bruckner brauchte sehr lange, bis er sich an erste eigene freie Kompositionen wagte. Parallel zur Tätigkeit eines Dorfschullehrers übte er täglich stundenlang Orgel und studierte jahrelang bei Simon Sechter in Wien, damals einem der bedeutendsten Musiktheoretiker. Danach unterwies ihn der Kapellmeister Otto Kitzler in freier Komposition. Dieser war es auch, der zu Studienzwecken Wagners ‚Tannhäuser‘ mit ihm durchging und damit die ehrfurchtsvolle Begeisterung Bruckners zu diesem begründete. Ein Abschlusswerk des mittlerweile 39jährigen war die Ouverture g-Moll, die bereits viele Elemente des typischen Brucknerklangs aufweist: Der Beginn einer sensationellen Komponistenlaufbahn!

 

Sechs Jahre zuvor, 1857, weilte Richard Wagner samt Ehefrau Minna in Zürich im privaten Asyl: Er hatte die 1848er-Revolution unterstützt und musste untertauchen. Zuflucht und eine Arbeitsatmosphäre gewährte der Fabrikant Otto Wesendonck. Dessen junge, kunstsinnige Gattin wurde für den Komponisten zur Muse, für die er wohl nicht nur platonisch schwärmte: In einer erotisch aufgeladenen wie ausweglosen Situation bewog sie ihn schließlich zu einer Unterbrechung an der Arbeit am ‚Ring‘, um mit ‚Tristan und Isolde’ eine Oper um eine unerfüllbare Liebe zu realisieren. 

Zwei der Lieder, einer Vertonung von fünf Gedichten Mathilde Wesendoncks, sind als Studien dazu gekennzeichnet; ‚Träume‘ liefert unserem Programm das Motto. 

 

30 Jahre später war Bruckner ein arrivierter Komponist, dessen siebte Sinfonie ihm nicht nur in Deutschland zum Durchbruch verholfen hatte, sondern sogar in seiner extrem konservativen Wahlheimat Wien. Johannes Brahms, inzwischen ebenfalls Wahlwiener und damals ungleich beliebter vor Ort, schrieb im Sommer diesen Jahres in wenigen Wochen ein Konzert für die bemerkenswerte Besetzung mit gleich zwei Solisten nieder: Violine und Violoncello. Ein Ziel dieses Werkes war die Versöhnung mit seinem alten, zwischenzeitlich entfremdeten Jugendfreund, dem Geiger Joseph Joachim. Dieser ließ sich jedoch leicht dafür begeistern – der Versöhnung stand nichts mehr im Weg!

 

Anhand der Werke dieser drei Komponisten, die sich zeitlebens immer wieder voll gegenseitiger Ehrerbietung, aber auch mit Ressentiments begegneten sowie anhand von Briefstellen wird ein kleines Porträt des kompositorischen Einzelgängers Anton Bruckner gezeichnet. Im September werden in einem Folgeprogramm Kammermusikwerke von Bruckner und Brahms in neuen Fassungen für großes Streichorchester erklingen.

 

Zu den Ausführenden:

Die norddeutsche sinfonietta wurde 2000 von dem Dirigenten Christian Gayed gegründet. Im Rahmen einer Orchesterwerkstatt werden hier talentierte jugendliche Musiker:innen gefördert, die hier gemeinsam mit erfahrenen Profimusiker:innen ihr stilistisches und technisches Können und insbesondere das komplexe Zusammenspiel in einem professionell agierenden Klangkörper weiterentwickeln.

Der Geiger David Moosmann ist in Flensburg aufgewachsen. Er studierte an der Lübecker Musikhochschule bei Prof. Heime Müller, bevor er zum Masterstudium nach Salzburg (Prof. Thomas Reif) wechselte. Er gewann als Geiger mehrere internationale Preise und belegte Meisterkurse bei namhaften Geigern wie Kolja Blacher und Eberhardt Feltz, außerdem wirkte er als Konzertmeister bei der Jungen Deutschen Philharmonie. Derzeit ist er an der Akademie des Bayrischen Staatsorchesters.

Theresa Laun, Violoncello, stammt aus Wien, wo sie auch ihren Bachelor abschloss (Prof. Reinhard Latzko). Zuletzt gewann sie mehrere Preise beim Internationalen Brahms Wettbewerb und setzt ab diesem Jahr ihr Masterstudium in Berlin bei Prof. Troels Svane fort.

Die Sopranistin Maria Johannsen, Haderslev, konzertiert als freiberufliche Sängerin mit einem breiten Betätigungsfeld von Barock bis Moderne besonders im Lied- und Oratorienbereich mit Konzerten in ganz Europa. Als Vorsitzende des Vereins ‚Foreningen Cantabile‘ hat sie sich auch als Kulturmanagerin einen Namen gemacht.

 

Was:

Anton Bruckner: Ouverture g-Moll – Richard Wagner: Wesendonck-Lieder

Johannes Brahms: Doppelkonzert a-Moll für Violine, Violoncello und Orchester

Wann & wo: 

3.5., 19.30 h Flensburg, Neubauer Bushalle, Marie-Curie-Ring 39
4.5.,16 h, Haderslev, Slesvigske Musikhus, Louisevej 7
5.5., 17 h, Rendsburg, Christkirche, Paradeplatz

Solisten: David Moosmann (Violine), Theresa Laun (Violoncello); Maria Johannsen (Sopran) 

Leitung: Christian Gayed

Tickets:
Flensburg
:

Neubauer Touristik: FL-14 18 50

Tourist-Info Flensburg: FL-90 90 920

 

Rendsburg

Albers: RD-13 200

Goeser: RD-123 16 20

 

RD Information: RD-663 45 66