200 · BRUCKNER II
Metamorphosen
Mit Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag die norddeutsche sinfonietta mit einem zweiten Festprogramm in diesem Jahr groß feiert, verbinden wir vor allem seine neun Sinfonien (plus zwei Frühwerken), dazu werden seine Messen und einiges an Chormusik regelmäßig aufgeführt. Dass Bruckner auch ein kleines, aber feines Kammermusikwerk hinterlassen hat, ist eher Insidern bekannt.
Wann & wo:
20.09., 19 h Flensburg, St. Jürgen-Kirche
21.09.,18 h, Itzehoe, St. Laurentii
22.09., 17 h, Rendsburg, Christkirche, Paradeplatz
Was:
Anton Bruckner: ‚Sinfonie für Streicher‘ (nach dem Streichquintett F-Dur)
Johannes Brahms: ‚Klarinettenkonzert‘ (nach dem Klarinettenquintett h-Moll, op. 115)
norddeutsche sinfonetta
Solist: Oleg Shebeta-Dragan (Klarinette)
Leitung: Christian Gayed
Am 4. September 1824 wurde Anton Bruckner in Ansfelden bei Linz geboren. Als Halbwaise erarbeitete er sich mit Leidenschaft und Gewissenhaftigkeit ein profundes musikalisches Wissen. Nach Stationen als Lehrer und Organist gelang ihm der Sprung als Professor nach Wien an die Hochschule. Dort widmete er sich intensiv dem Komponieren von Sinfonien. Besonders beeinflusst von Beethoven und Schubert sowie inspiriert von Richard Wagners Musikdramen suchte Bruckner in seinen Werken nach einer einzigartigen Synthese.
Auf Anregung des Geigers Joseph Hellmesberger, der sich vielfältig für ihn engagiert hatte, komponierte Bruckner 1879 sein Streichquintett (für 2 Violinen, 2 Bratschen & Cello).
Das Werk wurde zunächst skeptisch aufgenommen und erlebte erst sechs Jahre später seine vollständige Aufführung. Bruckners Ansatz, klassische Formen mit Wagners moderner Klangsprache zu vereinen, führte zu Missverständnissen und Kritik. Das Adagio fand jedoch von Anfang an begeisterte Resonanz als einer seiner schönsten langsamen Sätze.
Im Gegensatz dazu bereicherte Johannes Brahms, der sich von Anfang an als Kammermusiker verstand, das Repertoire mit zahlreichen bedeutenden Werken. Nachdem er sich mit dem Doppelkonzert als letztem Orchesterwerk schon vom großen Publikum verabschiedet hatte, schuf er zwischen 1891 und 1894 vier weitere große Werke für den Klarinettisten Richard Mühlfeld, der ihn tief beeindruckt hatte.
Die norddeutsche sinfonietta wird im September anlässlich von Bruckners 200. Geburtstag unter dem Titel „Metamorphosen“ beide Werke in neuen Streichorchesterfassungen von Christian Gayed präsentieren. Während die Orchesterfassung von Bruckners Quintett die Verwandtschaft zu seinen Sinfonien betont, spielt das Arrangement von Brahms’ Quintett mit der kammermusikalischen Intimität und eröffnet damit neue Klangmöglichkeiten.
Am 20. September um 19 Uhr stellt die norddeutschen sinfonietta beide Neufassungen in der Flensburger St.-Jürgen-Kirche vor. Die Orchesterwerkstatt verspricht sich davon, beiden bedeutenden Werken neue Freunde zu gewinnen und den Liebhabern neue Perspektiven zu bieten.
Oleg Shebeta-Dragan (Klarinette) erregte im Frühjahr 2022 internationale Aufmerksamkeit, als er gleich mehrere Preise beim Internationalen Carl-Nielsen-Wettbewerb aufgrund ‚seines Flairs, seiner Brillanz und der technischen Finesse’ gewann.
Zunächst studierte er an der National Music Academy der Ukrainie bei Roman Vovk, dann an der Musikhochschule Lübeck bei Reiner Wehle und aktuell ebendort bei Jens Thoben.
Er ist Preisträger des Silverstein Global Clarinet Competition, des Kharkiv International Clarinet Competition und des Possehl Musikpreises. Zuletzt hat er Carl Nielsens Klarinettenkonzert mit dem Odense Symphony Orchestra für das britische Label Orchid Classics aufgenommen.